Die wirklich harten Probleme sind Walter Doseks tägliches Werk. Und doch ist er keiner, dem die tiefgreifenden Krisen dieser Erde ins Gesicht geschrieben stehen. Ganz im Gegenteil: Er lacht viel, dieser Mann um die 50. Denn schließlich, so sagt er, seien es weniger die Krisen und die Probleme, um die sich seine tägliche Arbeit drehe, sondern die Arbeit an Lösungen.
Walter Dosek ist Krisenmanager bei den Wiener Netzen. Oder „SPOC“ wie er sagt – auch das mit einem Lachen. Er hebt die Hand, spreizt den kleinen Finger und den Ringfinger ab wie der Vulkanier Spock in der TV-Serie Raumschiff Enterprise. SPOC ist aber wirklich die offizielle Berufsbezeichnung von Walter Dosek. Es steht für: Single Point of Contact.
Zeit gewinnen für das Management in Krisen
Wenn etwas in Schieflage gerät, so ist es Walter Dosek, bei dem die Fäden zusammenführen, der die Entscheidungen trifft und der das Schiff letztlich auf Kurs hält. Denn, so sagt er: „Das Management wird in einer Krise geschützt, es geht darum, Zeit zu gewinnen für das Management.“ Seine Aufgabe ist es, sicher zu stellen, dass das Werkel rennt, damit das Management auch in Krisen in Ruhe unternehmenspolitisch entscheiden kann.
Zu möglichen Einsatzgebieten eines SPOC zählen Szenarien wie Nuklearunfälle, Hackerangriffe, ein allgemeiner Blackout und die mannigfaltigen Gründe dafür, eine Naturkatastrophe oder eben auch eine Pandemie. Und wenn gerade nichts passiert, dann gilt es Handbücher anzupassen, Abläufe für den Ernstfall zu überlegen, zu trainieren oder Pläne zu erstellen. Das ist alles besonders wichtig für ein Unternehmen, das eine kritische Infrastruktur ist.
Ein schlanker Krisenstab ermöglicht rasche Abstimmungen
In Zeiten wie diesen hat Walter Dosek also alle Hände voll zu tun. Und wenn er von der Arbeit erzählt, dann klingt das Vokabular im Ansatz militärisch: Da ist von „Stäben“ die Rede, von der Bewältigung von Krisen „in der eigenen Linie“, von „Aufklärung“, von „Abklärung“ von „Bevorratung“. Bei der Garde war Walter Dosek während des Präsenzdienstes. Aber da sei schon einiges hängengeblieben, sagt er.
„Wir haben eine schlanken Krisenstab“, erklärt Walter Dosek: „Das spart Zeit.“ Im Ernstfall könne nicht jeder Teilbereich erst einmal 15 Minuten die Lage referieren, um dann mögliche Lösungen ins Spiel zu bringen. Wenn der Hut brennt, gilt es rasch Probleme zu identifizieren, Lösungen zu beraten und Entscheidungen zu treffen. „Darum: Ein schlankes Team, das im Fall des Falles erweitert werden kann. Im Minimalfall sind das bei uns bis zu sechs Personen, die beraten“, so Dosek.
Sicherheitsvorkehrungen während der Pandemie
Ein Unternehmen wie die Wiener Netze, das Strom, Gas und Fernwärme an mehr als zwei Millionen KundInnen liefert, kann aber freilich nicht vom Krisenstab alleine am Laufen gehalten werden. Der Notbetrieb in der Pandemie sieht so aus: In den Steuerungszentralen für Strom und Gas arbeiten zwei Schichten getrennt voneinander. Die Übergaben von Schicht zu Schicht erfolgen ohne physischen Kontakt per Telefon. Eine dritte Schicht steht für den Notfall bereit, sollte eine Schicht wegen Infektionen ausfallen. Alle MitarbeiterInnen in diesen Schichten sind drei Mal geimpft und werden laufend getestet. Hinzu kommen technische Einsatzteams, sollte es Störungen geben. Über den Daumen schätzt Walter Dosek, sind es um die 300 Personen.
Pandemie-Ende in Sicht?
Das Ende der Pandemie ist nicht das, worauf Walter Dosek wartet. Er denkt weiter. Denn: Eine Krise könne sich ja mit einer anderen überschneiden. Daher müsse man immer vorbereitet sein. Die Wiener Netze sind es: Am Werksgelände sind Lebensmittel- und Dieselvorräte angelegt, Stromaggregate für den Fall der Fälle in Stellung, und stehen Funkgeräte bereit. Vor allem eines sei wichtig, sagt Walter Dosek: „Übungen, Übungen, Übungen.“ Die Abläufe müssen sitzen, wenn es ernst wird.
„Wir sind ein lernendes System“, sagt Walter Dosek, „Wir passen uns immer den aktuellen Entwicklungen an und antizipieren, versuchen vorausschauend zu agieren und uns auf Veränderungen vorzubereiten.“ Die zentralen Fragen im Hinterkopf sind: Welche Aktionen sind in dieser Notlage erforderlich? Welches Personal und welches Material braucht man dafür?
Wir denken positiv
„Wir denken prinzipiell positiv. Man braucht eben eine gewisse Fröhlichkeit“, sagt Walter Dosek auf die Frage, ob seine Arbeit als Krisenmanager auf das Privatleben abfärbe. Seine Frau lache manchmal schon über ihn, sagt er grinsend und erzählt, dass er doch ganz gerne einige Konserven, Trinkwasser und Batterien im Keller habe. Dosek hält kurz inne und gesteht: „Wir können in unserer Gasse vermutlich ein paar Leute über einige Wochen mitversorgen.“ Und er lacht, wenn sich diese Einsicht mit dem Ratschlag paart: „Nudeln werden auch weich, wenn man sie einfach in kaltes Wasser legt.“ Es dauere nur eben länger.
Sie wollen mehr über die Arbeit und die Menschen hinter den Wiener Netzen erfahren? Dann lassen Sie sich diese Beiträge nicht entgehen: