Helm und Klettergurt gehören dazu, wenn Viktor Bauer zum Einsatz ausrückt. Und derzeit hat er viel zu tun – in schwindelerregender Höhe, rund 12 Meter über dem Erdboden. „Schwindelfrei“, so sagt er auch, „das sollt man schon sein – aber sonst macht man diesen Job ja auch nicht.“
Was Viktor Bauer derzeit beschäftigt, sind Blitzer. Das sind kleine Geräte, die via Mobilfunk und Lichtsignal Störungen im Stromnetz in die Zentrale der Wiener Netze melden. Genauer gesagt, geht es um Störungen auf Freileitungen. Also den Elektrizitäts-Autobahnen des Versorgungsgebietes; Starkstromleitungen, die oftmals durch unwegsames Gelände führen. Bei einer Störung mussten die Einsatzteams der Wiener Netze bisher die Freileitungen im betroffenen Gebiet schlicht abfahren und die Fehlerquelle suchen. Durch diese Blitzer lässt sich die Störung punktgenau lokalisieren und rascher beheben.
Störungen werden in die Zentrale gefunkt
94 Blitzer sind im Versorgungsgebiet der Wiener Netze bereits im Einsatz. Und aktuell werden neue Systeme im Wienerwald installiert. Weitere Systeme sind etwa in Schwechat, oder Moosbrunn geplant. Jedes einzelne System besteht aus drei Blitzern. Bis Jahresende 2021 sollen schließlich 133 fernmeldefähige Blitzer im Einsatz sein.
Es gilt einiges zu bedenken
Und hier kommt Viktor Bauer ins Spiel. Seit 1986 ist er bei den Wiener Netzen. Früher war er im Störungsdienst, jetzt ist er in der Montage tätig.
Ich bin für die 20.000 Volt-Leitungen zuständig und in 12 Meter Höhe unterwegs. Da muss man an vieles gleichzeitig denken: die Sicherheitsmaßnahmen und die technischen Details.
„Wenn man Angst hat, passieren die meisten Fehler“, sagt Bauer. Aber er behält die Nerven und schaut, dass alles passt. Die Schutzausrüstung sitzt, der Kran steht gut und es gibt einen Plan B für den Abstieg, falls der Kran selbst ein Gebrechen hat. Und vor allem muss überprüft werden, dass die Stromleitung auch vom Netz ist: „Die Freieitungen werden natürlich vor der Montage abgeschalten“, so Bauer. Überprüft werde das mit einer 20 kV-Spannungsprüfstange. „Zusätzlich montieren wir am auf der Freileitung eine Erdung: Dazu kommt ein Erdspieß in das Erdreich und auf allen drei Phasen wird die Erdung angebracht. Das nennt man dann: „Die Erde aufhängen“, erklärt der Wiener Netze-Monteur.
Verwundbare Stellen im Stromnetz sichern
Das Wichtigste sei, so sagt Viktor Bauer, „dass man sich im Team aufeinander verlassen kann.“ Und das passe sehr gut. „Wir treffen uns ja auch privat, gehen Klettern und setzen uns zusammen.“
Von in Summe über 20.000 Kilometern Stromleitungen in Wien und Umgebung liegen knapp 3.000 Kilometer über der Erde – sind also Freileitungen. Und in einer Stadt, die zu einem beträchtlichen Teil von bewaldeten Gebiet umgeben ist, sind es dann vor allem Stürme, umfallende Bäume, herabfallende Äste, die zum Problem werden können und einen Stromausfall verursachen. Aber dann sind rasch die Einsatzteams der Wiener Netze bereit und schaffen es in kurzer Zeit wieder alle Kundinnen und Kunden mit Energie zu versorgen. Mit den neuen Blitzern soll die Störungsdauer in Zukunft noch kürzer werden.
Und genau dafür hantiert Viktor Bauer in luftigen Höhen an Starkstromleitungen. Und es gefällt ihm: „Wenn man ein schönes Platzerl hat, ist die Aussicht schon ganz schön, da oben“, erzählt er. Er hat so seine Favoriten unter Arbeitsplätzen da draußen: Im 19. Bezirk zum Beispiel, da gebe es Punkte, wo man die ganze Stadt überblicken könne. „Das ist schon etwas Besonderes“, lächelt Bauer und wendet sich wieder der Blitzer-Montage zu.