Die Pandemie aber auch schon die zunehmende Digitalisierung davor stellten bekannte Arbeitswelten völlig auf den Kopf. Selbst in traditionellen Unternehmen änderten sich die Firmenkulturen und Arbeitsplatzverhältnisse. Wie gehen Führungskräfte damit um? Und wie können sogar coronabedingte Veränderungen Positives für Familie und Beruf bewirken? Antworten auf diese Fragen haben Eva Christina Schwarzl, Bereichsleiterin Kundendienst, IKT und Netzplanung, und David Kern-Wedl, Leiter Netzbau und Kollaudierung, bei den Wiener Netzen.
Wie verknüpfen Sie als Führungskraft Karriere und Familie?
Eva Christina Schwarzl: Ich arbeite seit vier Jahren freitags von zu Hause. Lange war ich die einzige Führungskraft, die einen Tag Homeoffice nutzte. Aber gerade weil ich viel Arbeitszeit in Meetings verbringe, ist der Freitag für mich wichtig, um konzentriert Mails und Themen abzuarbeiten. Außerdem fällt an diesem Tag die An- und Abreise von einer Stunde ins Büro weg und ich bin früher für meine Tochter und meinen Sohn da! Da ich immer an Leistung und Ergebnissen gemessen wurde, war dieser eine Homeoffice-Tag von Beginn an in Ordnung für alle.
Durch das erweiterte Homeoffice-Konzept der Wiener Netze seit der Corona-Pandemie können wir auch stundenweise von zu Hause arbeiten. Damit kann ich – aber auch mein Team – sehr flexibel auf familiäre Herausforderungen reagieren.
David Kern-Wedl: Ich war nach der Geburt meines Sohnes und auch meiner Tochter etwa ein Monat bei meiner Familie zu Hause. Und ich war bei beiden Kindern zwei Monate lang in Karenz. In dieser Zeit war meine Frau Vollzeit berufstätig. Ich bin sehr dankbar, dass ich diese Monate mit meinen Kindern verbringen konnte. Denn diese Chance gibt es später nicht mehr. Mir ist bewusst, dass diese Möglichkeit für viele noch keine Selbstverständlichkeit ist. Freunde und Bekannte haben das Thema Väterkarenz bei ihren Arbeitgebern nicht angesprochen, obwohl sie diese Auszeit gerne in Anspruch genommen hätten.
Auch heute teilen sich meine Frau und ich die Betreuung unserer Kinder möglichst auf. Ich bin froh, über die notwendige Flexibilität der Wiener Netze und insbesonders meiner Frührungskraft in diesem Bereich – etwa in der Arbeitszeiteinteilung, Pflegeurlaub/Homeoffice. Ich kann meine Rolle als Familienvater meinen Vorstellungen entsprechend wahrnehmen.
Haben Frauen und Männer bei den Wiener Netzen die gleichen Karrierechancen?
David Kern-Wedl: Meiner Erfahrung nach müssen Frauen einerseits oft mehr als Männer leisten, um beruflich aufzufallen. Andererseits stellen Frauen ihr Licht häufig selbst unter den Scheffel. Das nehme ich aber eher als gesamtgesellschaftliche Herausforderung wahr. Bei den Wiener Netzen gibt es viele Initiativen, um Frauen zu fördern. Das reicht von Hinweisen bei Stellenausschreibungen bis zu eigenen Mentoring-Programmen. Also ja, ich denke es wird bei den Wiener Netzen sehr viel Aufwand betrieben, um eine Chancengleichheit zu ermöglichen.
Eva Christina Schwarzl: Ja, absolut! Wichtig ist qualitativ hochwertige Leistung und somit das Ergebnis. Wichtig ist aber auch, dass das Teamgefüge passt. Und die aktuell größte Herausforderung für die Wiener Netze ist, Frauen für das Thema Technik zu begeistern. Aber das ist wie – Kollege Kern-Wedl – angesprochen hat, eher ein gesellschaftliches Problem. Hier setzen wir viel auf Information mit unserer Kinder- und Jugendbotschafterin Mona Netz oder Aktionen wie dem Töchtertag und, und, und.
Warum sich Vanessa Schempf und Marina Jozefowski für eine Ausbildung als Installations- und Gebäudetechnikerin entschieden haben, erzählen die beiden Lehrlinge in folgendem Podcast-Beitrag:
Wie unterstützen Sie Ihre MitarbeiterInnen dabei Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen?
Eva Christina Schwarzl: Meine MitarbeiterInnen haben dieselben Möglichkeiten wie ich, in punkto Flexibilität der Arbeitseinteilung. Andererseits erwarte ich, dass Leistung, Ergebnis und Erreichbarkeit sichergestellt sind. Manchmal gibt es Aufgaben, die Homeoffice oder kurzfristige private Termine verhindern. Ausfahrten vom Störungsdienst etwa, sind nicht planbar oder von zu Hause erledigbar. Hier sind die Wiener Netze als Betreiber kritischer Infrastruktur gefordert, Wien am Laufen zu halten. Und manche MitarbeiterInnen wollen gar nicht von zu Hause aus arbeiten, weil das nicht in ihre Lebenssituationen passt. Wenn man hier auf die einzelnen MitarbeiterInnen eingeht und die Wünsche und Anforderungen in offenen Gesprächen klärt, fährt man am besten! Mein Credo ist: „Wir finden immer eine Lösung!“ Und Gesundheit, Familie und Notfälle haben immer Vorrang. Wir sind ein starkes Team, das sich gegenseitig unterstützt, und füreinander einspringt.
David Kern-Wedl: Wenn man selbst Vater ist, versteht man die Anforderungen und Bedürfnisse von Eltern leichter. Ich finde, Kinder rücken den Blick auf das Leben zurecht und lassen uns erkennen, was wichtig ist. Ich habe schon lange vor Corona meinen Handlungsspielraum als Abteilungsleiter genutzt, um – vor allem berufstätigen Eltern – ein flexibles Arbeiten durch Homeoffice zu ermöglichen. Mittlerweile sehe ich aber, dass man Familie weitläufiger definieren muss. Nicht jede/r MitarbeiterIn gründet eine Familie. Aber wir alle haben unser Privatleben, unsere Interessen und Verantwortungen außerhalb des Unternehmens. Auch die Pflege der eigenen Eltern oder andere notwendige Einsätze brauchen ihren Raum und Zeit. Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind eigenverantwortlich und kompetent. Also können sie alle – soweit es der Arbeitsbereich erlaubt – Homeoffice in Anspruch nehmen.
Familienfreundlicher Arbeitgeber
Schon vor der Coronakrise positionierten sich die Wiener Netze als familienfreundlicher Arbeitgeber. Quality Austria begutachtete und das Bundesministerium für Beruf & Familie zertifizierte das Unternehmen bereits im Dezember 2018. Und auch 2021 zählen die Wiener Netze zu den familienfreundlichsten ArbeitergeberInnen wie eine Studie von freundin und kununu hier zeigt.