„Du bist keine Stadt, eigentlich bist du ein Museum“, singt das Musik-Duo Wiener Blond über Wien. Und recht haben die beiden: Spaziert man durch die Stadt, kann man die klassische Architektur und geschichtsträchtigen Denkmäler bewundern, aber auch eine pulsierende Street-Art-Szene. Hier entlang für eine Entdeckungsreise zu verschiedenen Wiener Murals.
Kunst im Großformat: Der Ursprung
Murals – riesige Gemälde im öffentlichen Raum – dekorieren seit einigen Jahren die Straßen vieler Städte, so auch Wiens. Der Ursprung dieser Kunstwerke liegt in der Street-Art-Bewegung, die in den 1970er Jahren in den USA entstand. Künstler*innen suchten nach einer Möglichkeit, ihre Kunst abseits traditioneller Galerien einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Die Lösung: Wände in Leinwände und Straßen in Museen verwandeln!
Illegale Sprühaktionen oder Kunst?
Die Stadt Wien hat einen Weg gefunden, die Kreativität der Stadt zu fördern: An so genannten „Wienerwänden“ darf legal gesprayt werden. Eine Plakette mit einer Taube gilt als Erkennungssymbol für die Leinwände aus Beton.
Partizipation und Identität
Wer genauer hinsieht, erkennt schnell, dass es sich bei Murals um urbane Kunst handelt. Sie sind eindeutig mehr als hingeschmierte Hassparolen oder verzweifelte Liebeserklärungen. Murals spiegeln die Vielfalt und den Wandel der Stadt wider, indem sie historische Ereignisse, kulturelle Traditionen und zeitgenössische Themen aufgreifen. Die aktive Zusammenarbeit mit Künstler*innen schafft dabei Mitspracherecht in der Gestaltung des öffentlichen Raums sowie ein Gemeinschaftsgefühl.
Was als Ausdruck des Protests und sozialer Veränderung begann, ist heute ein integraler Bestandteil von Stadtkultur.
Hotspots der Straßenkunst
Von abstrakten Designs, bis hin zu realistischen Portraits erstreckt sich das Spektrum der Murals über die ganze Stadt. Egal ob in engen Gassen oder auf weiten Betonwänden: Spaziert man mit offenen Augen durch Wien, entdeckt man viele beeindruckende Kunstwerke.
Kein Geheimtipp, aber ein Klassiker: Entlang des Wassers erstreckt sich eine Galerie unter freiem Himmel, die mit faszinierenden gesprayten Kunstwerken Aufmerksamkeit erregt und an warmen Tagen ein bunter Hotspot zum Feiern wird.
Beim Stadt-Spaziergang durch die Hipster-Hochburgen Neubau und Mariahilf räkeln sich die Riesengemälde die Fassaden der Altbauten hoch, bringen Leben in die städtischen Innenhof-Spielplätze und regen zum Nachdenken an.
Fan-Alarm in Donaustadt. Ein besonders außergewöhnliches Kunstwerk gibt es „drüber der Donau“: In Transdanubien ziert ein riesengroßes Abbild von David Alaba eine Hauswand. Direkt am Platz davor hat er angeblich schon als kleiner Junge Fußball gespielt.
Next Stop: Wienzeile! Hier treffen beeindruckende Jugendstilhäuser von Otto Wagner auf bunte Murals der heutigen Zeit. Eine perfekte Symbiose zwischen alt und neu, grau und bunt. In Kooperation mit Wiener Wasser, Wiener Wohnen und der Künstlerin Frauisa, entstand auf der linken Wienzeile ein farbenfrohes Kunstwerk auf der Fassade eines Wiener Gemeindebaus.
Und auch die Wiener Stadtwerke setzen auf Murals, um ihre Botschaften zu verbreiten. In Kooperation mit dem Künstler Emanuel Jesse ist eine Kampagne entstanden, mit der Klimapioniere, also Talente für Wiens Klimazukunft, angesprochen werden sollen. Zu bestaunen gibt es diese Portraits auf einer Transformatorstation der Wiener Netze in der Triesterstraße.
Ohne Murals läuft nix!
Von den politischen Ursprüngen bis hin zu den modernen Initiativen der Stadtverwaltung, eines ist klar: Murals verschönern nicht nur manche Wände, sondern erzählen auch Geschichten, formen Identitäten und verbinden Gemeinschaften. Also gespannt bleiben und Augen offen, beim Spazieren durch die Stadt!