Es ist der letzte von 5: Endlich sind im neuen Umspannwerk in Simmering alle Transformatoren eingetroffen. Sie sind es, die dafür sorgen, dass den Wiener*innen auch in Zukunft die Energie nicht ausgeht und dass von Höchstspannung auf Hochspannung umgespannt wird – zur Verteilung in der Stadt.
Die Planungen für den Neubau des Umspannwerks begannen bereits 2016, weiß Martin Schenner, von den Wiener Netzen. „Die Erneuerung ist notwendig, weil die Anlage in die Jahre gekommen ist, Ersatzteile immer schwerer verfügbar sind, aber auch damit wir auf die Energiewende vorbereitet sind“, so Schenner. Also wurde 2021 der Spatenstich gesetzt und nach dem das Gebäude für die Anlage stand, wurde 2023 der erste Trafo geliefert. 2026 soll das neue Umspannwerk dann voll funktionsfähig sein und die Aufgaben des ursprünglichen Werks übernehmen: leistungsfähiger, moderner und zukunftsfit!
Technikbegeisterung trifft Handschlagqualität
Einen Trafo an die richtige Stelle zu bringen, ist kein Kinderspiel. Es braucht viel Geduld und Liebe zum Detail. Vor allem aber benötigt es Menschen, die für Technik brennen, wie Martin Schenner zum Beispiel. „Ja, stimmt schon: Technikbegeisterung hilft sehr“, sagt er lächelnd.
Neben der Leidenschaft für Technik, sind aber auch starke Partner*innen notwendig. Die positive Zusammenarbeit mit dem niederländischen Transformator-Hersteller Royal Smit, der sich im europaweiten Auswahlverfahren als Bestbieter durchgesetzt hat, hebt Schenner extra hervor: „Das Arbeiten war ein Miteinander und hatte echte Handschlagqualität“, so Schenner.
Und die ist wichtig, damit der Trafo allen Anforderungen gerecht wird, für die er in Simmering eingesetzt werden soll. Und auch die Organisation der Reise selbst – also der Trafo-Transport von der Ostsee bis nach Wien – will gut und einvernehmlich geplant und begleitet werden: Das Werk von Royal Smit steht in Nijmegen – von dort wurde der 240 Tonnen schwere Trafo mit einem LKW zum Schiff gebracht und trat seine beeindruckende Reise quer durch Mitteleuropa an – begleitet von Spezialist*innen, minutiöser Planung und jeder Menge Technikbegeisterung.
Einmal quer durch Mitteleuropa
Bevor der Trafo für die nächsten 50 Jahre seinen Platz in Simmering eingenommen hat, durfte er auf seiner rund 1.000 kilometerlangen Reise viele verschiedene Landschaften kennenlernen: In Nijmegen legte das Transportschiff auf dem Fluss Waal ab, erreichte kurz danach den Rhein. Eine kaputte Schiffsschraube verzögerte die Weiterfahrt nur kurz. Dann ging es weiter durchs Ruhrgebiet, vorbei an Köln und der Eifel bis nach Mainz. Am Main werden die Landschaften weiter und die Weinberge kommen in Sichtweite. Über den Main-Donau-Kanal ging es über Nürnberg in Richtung Regensburg. Auf der letzten Wasserstraße, der Donau, ging es weiter nach Linz und dort auf dem Landweg weiter: Auf der Schiene wurden die letzten Meter zurückgelegt.
Mit Fingerspitzengefühl nach Simmering
In Simmering wird der Trafo mittels Hubgerüst und Kran auf ein selbstfahrendes Transportfahrzeug gehievt. Per Fernbedienung lässt der Trafo die letzten Meter seines Weges langsam, aber sicher, hinter sich.
Die Herausforderung beim Trafo-Transport ist eindeutig das Gewicht, weiß Martin Schenner: „Jeder der 5 neuen Transformatoren für das Umspannwerk in Simmering bringt, vollständig aufgebaut rund 365 Tonnen auf die Waage.“ Allein der Kessel enthält 81,5 Tonnen Isolierflüssigkeit, Kupferwicklungen, einen magnetischen Eisenkern, und wiegt insgesamt 311 Tonnen. Auch die Kühlanlage mit 46 Tonnen ist kein Leichtgewicht und macht den Trafo komplett und zu einem zentralen Element der Wiener Stromversorgung.
Allein von der Ankunft in Simmering bis zum vollständigen Verschub an seinen Bestimmungsort vergehen 3 Tage, in denen eifrig gehoben, geschoben und eingerichtet wird. Damit dann auch alles klappt beim Bespannen mit Strom und beim Abspannen. Bei dem, was Trafos halt so tun.
Ein Gigant für die Stromversorgung
Neben den 5 sehr großen Transformatoren, sind in allen 47 Umspannwerken der Wiener Netze Transformatoren zu finden. Und nicht nur dort: auch in den Trafostationen, 11.000 gibt es davon im Netzgebiet der Wiener Netze, sind Trafos verbaut. Kleinere natürlich. Sie sind dazu da, um die Energie nach langer Reise mit hoher Spannung haushaltsgerecht zu machen. In Simmering sind es ganze 380.000 Volt, die von den Riesentrafos in 110.000 Volt umgewandelt werden. Von hier wird die Energie dann in die Bezirke verteilt und nochmals auf 10.000 Volt reduziert. Die kleinen Trafostationen in den Bezirken wandeln schließlich die Energie in die haushaltsgebräuchlichen 400 Volt bzw. 230 Volt um.