Draußen kalt, drinnen warm



Lesedauer: 3 Minuten
#Energie#Fernwärme#Gas
Katze liegend auf der Heizung
Wenn die Temperaturen purzeln, klettert der Energieverbrauch nach oben. © WIP-STUDIO.PL/ stock.adobe.com
Fernwärme und Gas sorgen dafür, dass die WienerInnen auch bei Minusgraden keine kalten Füße bekommen. Mit der Energiewende stehen diese Bereiche vor grundlegenden Veränderungen.

Warmes Wasser für Heizungen und Haushalt – das war eine aus den Erdölkrisen der 1960er und 1970er geborene Idee. Der simple Ansatz dahinter: Wenn man Müll ohnehin nicht mehr lagern kann, sondern verbrennen muss, wieso dann nicht die dabei entstehende Hitze nutzen? Und so kam es, dass das Wiener AKH von der Müllverbrennungsanlage Spittelau mit Heißwasser versorgt wurde. „Das war ein Nebenprodukt“, so Ferdinand Schweiger, technischer Betriebsleiter für Gas und Fernwärme der Wiener Netze. Und damals habe man auch nicht geglaubt, dass dieses Modell tatsächlich eine große Zukunft hat. Aber siehe da: Heute hängen mehr als 40 Prozent der Wiener Haushalte an der Fernwärme.

Viel hat sich getan seither. Es sind jedenfalls nicht mehr die Müllverbrennungsanlagen, die die Hauptsäulen der Fernwärme sind. Lediglich 26 Prozent des produzierten Volumens an Heißwasser kommen aus den Müllverbrennungsanlagen. 50 Prozent kommen heute als Nebenprodukt aus der Stromproduktion in Wärmekraftwerken und über 10 Prozent kommen aus der Industrie. Weitere Fernwärmelieferanten sind außerdem etwa Biomasseerzeuger, so Schweiger.

Fernwärme: Von der Notlösung zum Zukunftsmodell

Und Fernwärme, das ist zwar eine saubere Heizform, allerdings aufwändig was die Infrastruktur angeht: Es braucht die Leitungen, es braucht die Nähe zu einer Warmwasseraufbereitungsanlage, denn je länger die Leitung, desto größer der Temperaturverlust. Aber das funktioniert in Ballungsräumen gut! Und deshalb: Mit der Erweiterung der Stadt und dem deklarierten Ziel, Wien bis 2030 CO2-neutral zu machen und bis 2040 komplett auf erneuerbare Energien umzusteigen, ist es die Notlösung aus den 1970er-Jahren, die zum Zukunftsmodell wird.

Rund 7.500 Wohnungen werden in Wien jährlich gebaut. „Und wenn neue Gebiete erschlossen werden, versucht man natürlich, diese mit Fernwärme zu versorgen“, so Schweiger. Aber freilich: Fernwärme funktioniere eben nur innerhalb eines gewissen Radius um eine Produktionsstätte herum.

Fernwärmeleitungen
Über Fernwärmeleitungen werden zahlreiche Haushalte in der Stadt beheizt. © Fachverband Gas/Wärme_Ludwig Schedl

Fossiles Gas ist nicht alternativlos

Die Alternative lautet Gas. Ein Auslaufmodell in Anbetracht des Ausstiegs aus fossiler Energie? Wolfgang Daniel, Leiter des Erdgaslastverteilers, ist der Herr der Wiener Netze über 500 Kilometer Hochdruck-Leitungen und 4.100 Kilometer Niedrigdruck-Leitungen zu den Abnehmern. „Mit mehr als 120.000 Hausanschlüssen stellt der mögliche Ausstieg aus dem fossilen Erdgas eine gewaltige Herausforderung dar. Zurzeit kann man auf Gas noch nicht verzichten – vor allem im Winter nicht, wenn 125-mal mehr Gas gebraucht wird als im Sommer. Die Leitungen, durch die das Gas heute fließt, die wird man in jedem Fall auch künftig brauchen. Denn erstens kann dem Gas erneuerbarer und sauberer verbrennender Wasserstoff beigefügt werden”, erklärt Daniel und: “Zweitens kann auch synthetisches Gas hergestellt und beigemengt werden.” Aber noch sei das Zukunftsmusik. Vor allem aus einem Grund: Weil auch die Herstellung von Wasserstoff letztlich stromintensiv ist. Und Strom wird zu einem beträchtlichen Teil nach wie vor mit Gas erzeugt.

Gasleitungen
Bis heute ist Gas eine wichtige Energiequelle. © Fachverband Gas/Wärme_Ludwig Schedl

Die Wiener Wärme-Melange

Der Ist-Zustand derzeit und gerade in diesen kalten Tagen ist also eine Wiener Melange aus Gas, Fernwärme und individuellen Lösungen. Und das wird es auch bleiben. Die Möglichkeiten der Zukunft sind so mannigfaltig wie die WienerInnen selbst. Solar und Windenergie, Wärmepumpen, Wasserstoff, synthetisches Gas und dann eben doch die gute alte Fernwärme aus neuen Quellen. Etwa aus der Tiefe. Denn um Wasser zu erwärmen, kann man es in die Tiefe pumpen und wieder an die Oberfläche holen. Durch Geothermie, also Erdwärme, wird das Wasser warm. Alle 100 Meter wird es unter der Erde etwa um 1 Grad wärmer. In Wien müsste man allerdings 4.000 bis 5.000 Meter tief bohren, um eine Wasser-Temperatur von rund 140 Grad zu erreichen. Sogar Strom ließe sich mit diesem erwärmten Wasser erzeugen. Aber auch das ist noch Zukunftsmusik!

Ähnliche Beiträge

Wissen


Datenschutzinformation
Der datenschutzrechtliche Verantwortliche (Wiener Netze GmbH, Österreich) würde gerne mit folgenden Diensten Ihre personenbezogenen Daten verarbeiten. Zur Personalisierung können Technologien wie Cookies, LocalStorage usw. verwendet werden. Dies ist für die Nutzung der Website nicht notwendig, ermöglicht aber eine noch engere Interaktion mit Ihnen. Falls gewünscht, treffen Sie bitte eine Auswahl: