Yvonne Rebernig, Abteilungsleitung HR-Management, Barbara Pirker, Hauptabteilungsleitung Allgemeine Services, und Bettina Widlar, Stabstellenleitung Unternehmenskommunikation, diskutieren über die flexiblen Arbeitszeitmodelle bei den Wiener Netzen. ©Wiener Netze/Manfred Tucherl
Yvonne Rebernig, Abteilungsleitung HR-Management, Barbara Pirker, Hauptabteilungsleitung Allgemeine Services und Bettina Widlar, Stabstellenleitung Unternehmenskommunikation, diskutieren über die flexiblen Arbeitszeitmodelle bei den Wiener Netzen. ©Wiener Netze/Manfred Tucherl
Österreich ist ein Teilzeitland und bei den Wiener Netzen ist Teilzeitarbeit möglich – auch als Führungskraft im Top-Management.

Barbara Pirker ist als Führungskraft bei den Wiener Netzen in Teilzeit tätig. Sie leitet 150 Mitarbeiter*innen und hat die Bereiche Umwelt- und Nachhaltigkeit, Einkauf und Logistik, das chemische Labor, den Netzbauservice sowie Themen Risikomanagement und Innovation in ihrer Verantwortung. Gleichzeitig möchte sie ihre kleinen Kinder abholen können. Das ist ihr wichtig. Also hat sie sich für eine geringfügige Reduktion ihrer Arbeitszeit auf 30 Stunden entschieden.

Barbara Pirker und Bettina Widlar im Portrait
Barbara Pirker und Bettina Widlar haben als Führungskräfte auch Erfahrung in Teilzeit-Beschäftigung und berichten über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. ©Wiener Netze/Manfred Tucherl

Bettina Widlar leitet die Unternehmenskommunikation der Wiener Netze mit insgesamt 13 Mitarbeiter*innen. Auch sie hat ein Jahr lang ihr Team in Teilzeit geführt, ist dann aber wieder zur Vollzeit zurückgekehrt. „Mir ist meine finanzielle Unabhängigkeit als Frau sehr wichtig und auch die Sorge in der Pension zu wenig rauszubekommen, wenn ich länger Teilzeit arbeite, hat mich zu dieser Entscheidung geführt“, erklärt Widlar: „Mein Partner und ich teilen uns hier die Schulbring- und Abholaufgaben und auch die Tage, wenn einmal der Hort geschlossen ist“, so Widlar.

Sommerlochdebatte: Teilzeitarbeit

Aktuell ist Teilzeitarbeit ein Kampfbegriff. Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer nannte sie einen „Lifestyle“. Gerald Hörhan – besser bekannt als „Investment Punk“ – nannte 40 Stunden „Teilzeit“. Manche wiederum sehen in Teilzeitarbeit eine bewusste Wahl im Sinne der Work-Life-Balance, je nach Neigung mit einem Schuss Faulheit oder Mangel an Ambitionen. Gewerkschaftsbund-Präsident Wolfgang Katzian auf der anderen Seite hat all das ein Lachen entlockt: Wer sei denn mit der „Lifestyle-Teilzeit“ gemeint? Aber wie das so ist mit Sommerloch-Debatten: Die Materie ist immer vielschichtiger als die hitzigen Antworten darauf.

Barbara Pirker, Bettina Widlar und Yvonne Rebernig, Führungskräfte bei den Wiener Netzen, in einer Sitzecke mit Tisch
Teilzeit ist in Österreich überwiegend weiblich: Etwas mehr als 50 Prozent der erwerbstätigen Frauen in Österreich arbeiten in Teilzeit. ©Wiener Netze/Manfred Tucherl

Teilzeitarbeit ist in Österreich weiblich

Laut Statistik ist Österreich ein Teilzeitland: 32,1 Prozent arbeiten in Österreich in reduzierten Stunden. Das ist der zweithöchste Anteil in der EU nach den Niederlanden. Allerdings: Laut einer aufgrund ihres Settings sowie der Fragestellungen umstrittenen Befragung arbeiten lediglich 25 Prozent davon freiwillig in Teilzeit. Ausgegangen wird davon, dass es weit weniger sind.

Teilzeit ist in Österreich überwiegend weiblich: Etwas mehr als 50 Prozent der erwerbstätigen Frauen in Österreich arbeiten in Teilzeit. 77 Prozent aller in Teilzeit arbeitenden Personen in Österreich sind Frauen. Ein Problem sind dabei vor allem familiäre Betreuungspflichten, die nach wie vor zu einem überwiegenden Teil auf Frauen entfallen. Wenn unter diesen sozialen Gegebenheiten dann zum Beispiel in ländlichen Gegenden keine Kinderbetreuung am Nachmittag vorhanden ist, dann ist Vollzeit für Frauen ganz einfach ausgeschlossen.

Teilzeit erfordert gute Organisation

„Ich bin gut organisiert“, sagt Barbara Pirker, Mutter von zwei Kindern. Und wenn jemand meine, sie sei mit „nur 30 Stunden“ nicht ernst zu nehmen, dann sagt sie: „Wenn etwas nicht funktioniert, dann werde ich mit 30 Stunden genauso dafür verantwortlich gemacht wie jemand, der 40 Stunden arbeitet.“ Sie habe eine großartige Assistentin, sie setze auf ihr Team, vertraue den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Was noch helfe? Die flexiblen Arbeitszeiten bei den Wiener Netzen ermöglichen den meisten Mitarbeiter*innen ihre Gleitzeit ohne Kernzeit sehr individuell zu gestalten. „Es hilft mir sehr, dass ich sehr früh zu arbeiten beginnen kann. Ich wechsle dann am Nachmittag ins Homeoffice und kann, wenn meine Kinder lernen oder Hausaufgaben machen, abermals den Computer aufklappen und E-Mails beantworten oder Online-Meetings machen“, bestätigt auch Bettina Widlar.

Yvonne Rebernig arbeitet am Laptop
Bei den Wiener Netzen gibt es bei der Zeiteinteilung insgesamt großen Gestaltungsspielraum, erklärt Yvonne Rebernig, Abteilungsleiterin Human Ressource-Management. © Wiener Netze/Manfred Tucherl

Bei den Wiener Netzen gibt es bei der Zeiteinteilung insgesamt großen Gestaltungsspielraum, wie Yvonne Rebernig von der Personalabteilung der Wiener Netze erklärt und auch viele Teilzeit-Varianten: „Es gibt Modelle, die von einer 6-Stunden-Beschäftigung als Werkstudent*in über 16 Stunden in der Altersteilzeit für einen perfekten Know-how-Transfer bis zu 30 Stunden Elternteilzeit als Hauptabteilungsleiterin reichen.“ In ausgewählten Bereichen sei auch eine Vollzeit-Vier-Tage-Woche möglich. Und was sagen Bettina Widlar und Barbara Pirker, wenn jemand in ihrem Team Teilzeit anstrebt? „Dann unterstütze ich das auch“, sagt Bettina Widlar. „Vor allem bei Männern“, sagt Barbara Pirker, denn: „Gleichstellung werden wir nur so schaffen.“

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