Gerade jetzt im Herbst, wenn viel los ist und es spät hell und früh dunkel wird, spüren viele Stress und Belastung stärker als über den Rest des Jahres verteilt. „Außerdem dürfen wir nicht vergessen, dass wir uns in einer Krise befinden. Die Pandemie stresst uns, auch wenn uns das nicht immer bewusst ist”, sagt Mareike Schäfer, Arbeitspsychologin bei den Wiener Netzen. Die Corona-Sorgen sind aber oft nur der Auslöser für eine Überlastung. „Es ist meistens nicht ein einziges Ereignis, das verantwortlich dafür ist, dass jemand aus der Bahn geworfen wird, sondern eine Vielzahl von Dingen, die zusammenkommen”, erklärt Schäfer.
Training hilft, bei Stress ruhig zu bleiben
„Jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Situationen. Aber generell kann man sagen, dass Konflikte oder Veränderungen und Zeitdruck stressen können”, führt die Arbeitspsychologin aus. „Bei uns im Betrieb kommen neben dem Arbeitsalltag und der Vereinbarkeit mit Kinderbetreuung auch stressige Herausforderungen im Job dazu: Wenn ein Störungsteam ausfährt, weiß es nicht, was es erwartet. Schnelligkeit und die Verantwortung, Gefahrensituationen wie ein Gasleck oder einen Schaden in der Stromleitung professionell zu managen, bringen Stress mit sich”, so Schäfer. Deswegen ist es auch so wichtig, dass die MitarbeiterInnen gut geschult sind, sich auf ihr Wissen und ihr Training verlassen können und damit auch in Stresssituationen umsichtig handeln.
„Stress ist eine körperliche und seelische Anspannung, die langfristig aufs Gemüt schlägt. Und Achtung: Stress kann langfristig krank machen. Es ist also wichtig, Stress zu erkennen und abzubauen.“
Aber auch MitarbeiterInnen, die direkt mit KundInnen zu tun haben, seien oft sehr gefordert. „Freundlichkeit und Kompetenz ist das A und O eines guten Kundendienstes. Und das kann manchmal eine echte Belastungsprobe sein”, so Mareike Schäfer.
Im richtigen Moment gegensteuern
Schlafmangel oder zu viel Verantwortung im Privatleben sind weitere Stressauslöser, die nicht unterschätzt werden dürfen. „Ich sag immer, man muss sich im Leben so aufstellen, dass einen nicht der kleinste Windhauch sofort umhaut”, sagt Mareike Schäfer. Es gehe darum, die richtige Balance zwischen Arbeit, Anstrengung und Erholung zu finden. „Es geht darum, zu erkennen was mir guttut und was mich stresst, um im richtigen Moment gegenzusteuern”, so Schäfer.
„Das Gemeine ist, eine Krise kündigt sich nicht an. Auf eine Krise muss man sich in guten Zeiten vorbereiten. Aber darauf vergessen wir im Alltag oft.”
„Oft reagieren wir erst, wenn sich der Stress in körperlichen Symptomen wie Kopfschmerzen, Verdauungsproblemen oder einem unruhigen Schlaf niederschlägt”, weiß Schäfer. Aber Stress macht sich auch anders bemerkbar: „Machen Sie häufig Fehler? Vergessen Sie Dinge? Oder können Sie sich nicht gut konzentrieren? Dann könnten das erste Anzeichen von Stress sein”, so Wiener Netze Arbeitspsychologin Mareike Schäfer. FreundInnen und Familie erkennen Stresssymptome oft rascher als der oder die Betroffene selbst. Sie sollten als Frühwarnsystem ernst genommen werden. Bei den Wiener Netzen steht die Abteilung Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz zusätzlich mit Rat und Tat zur Seite. „Workshops und persönliche Beratungen sind Teil der Wiener Netze Unternehmenskultur und werden gerne angenommen”, freut sich Frau Schäfer. Der Kombinetzbetreiber wurde im Frühjahr 2020 mit dem Gütesiegel “Betriebliche Gesundheitsförderung” ausgezeichnet.
Selbstreflexion – der erste Schritt zur Entspannung
„Hat man erkannt, dass man gestresst oder überlastet ist, ist das schon ein großer Erfolg. Wenn ich dann auch noch herausfinde, welche Situationen oder Umständen mich besonders stressen oder belasten, erkenne ich beim nächsten Mal meine Warnsignale früher und kann so gezielter gegensteuern”, ist Mareike Schäfer überzeugt. „Damit wir Stresssituationen und Krisen gut meistern können, ist es wichtig im Alltag – vor allem auch dann, wenn es mir gut geht – meine Ressourcen zu stärken”, empfiehlt Schäfer.