Der Donaukanal mit überschemmtem Uferbereich.
Das September-Hochwasser in Wien hat im Fernwärme-Netz der Stadt schwere Schäden angerichtet. Jetzt geht es darum, Lehren daraus zu ziehen und den Hochwasserschutz für das Netz zu verstärken.

Im September 2024, da stand den Wiener Netzen das Wasser buchstäblich bis zur Schacht-Kante: Ein Jahrhundert-Hochwasser in Donau und Donaukanal, ein Jahrtausend-Hochwasser im Wienfluss – in Summe war das zu viel. „Es gibt ein paar neuralgische Punkte in Wien verteilt, die kritisch werden können für unsere unterirdischen Bauwerke. Die sichere Versorgung mit Fernwärme in der Stadt war jedoch nicht gefährdet“, sagt Thomas Zwirner, Fernwärme-Spezialist bei den Wiener Netzen. Die Herausforderungen an diesen Stellen der Stadt würden sich durch die Topographie sowie existierende Wasserläufe ergeben. Trotz aller Vorkehrungen und Sicherungsmaßnahmen kam es dann im Vorjahr angesichts der Fluten beim Treppelweg entlang des Donaukanals und an einigen anderen Stellen im Fernwärmenetz zu Wassereintritten in den Fernwärmeschächten. „Wir haben freilich auch dort Maßnahmen getroffen. Die waren aber nicht ausreichend, denn diese Menge an Wasser war einfach zu viel“, sagt Thomas Zwirner.

Wiener Netze-Mitarbeiter klettert in Fernwärmeschacht
Thomas Zwirner, Fernwärme-Experte bei den Wiener Netzen, weiß über das Fernwärmenetz in Wien bestens Bescheid.

Unterirdische Bauten vor Wassereinbruch schützen

Damit in Zukunft die Fernwärmeversorgung in Wien noch besser abgesichert ist, haben die Wiener Netze rund 400.000 Euro in die Hand genommen, um das Netz für künftige Hochwasserereignisse noch besser zu rüsten. Das Problem bei der Fernwärme ist in puncto Hochwasser nicht das Leitungsnetz an sich. Dieses Netz sei in sich geschlossen, wie Thomas Zwirner ausführt. Das Problem seien viel eher die Bauten, in denen diese Leitungen liegen. Denn über die allerweitesten Strecken liegen diese Leitungen frei in einem System von begehbaren oder auch nicht begehbaren Schächten und Kollektoren. Auf jeden Fall aber: In unterirdischen Bauten, in einer Tiefe bis zu 40 Metern. “Wenn da einmal irgendwo Wasser eindringt, werden gleich ganze Abschnitte dieses Schacht-Netzes geflutet”, schildert Zwirner.

Das Wasser fließt wieder im Donaukanal, die Überschwemmung hinterlässt Spuren am Ufer.
Zwischen Salztor- und Marienbrücke ist das Hochwasser wieder zurückgegangen, die Schäden im Uferbereich werden sichtbar.

Kund*innen merken von einer Störung meist nichts

Zur Veranschaulichung der Dimensionen: Das Leitungsnetz der Fernwärme ist in Wien 1.300 Kilometer lang. 98 Prozent davon sind unterirdisch verlegt. In diesem Netz gibt es wiederum 15.000 Schachtbauwerke, von denen 7.000 begehbar sind. Und jeder Zugang ist auch ein potenzieller Schwachpunkt, wenn es um Wassereintritte geht. „Dass da und dort also einmal Wasser eindringt, ist nicht zu vermeiden“, sagt Thomas Zwirner: „Dann müssen wir halt hinfahren und auspumpen.“ Aber selten entsteht dadurch ein größerer Schaden und die Kund*innen merken nichts von solchen Störungseinsätzen, da das in sich geschlossene Fernwärmenetz weiterhin funktioniert.

Beim Hochwasser im Herbst 2024 stand das Wasser bei der Urania bis zu 15 Meter hoch in den Schächten. Da lief enorm viel Wasser über die Schacht-Umrahmungen wie über einen Gully in die jeweiligen Bauten. “Hier waren die Fernwärmeschächte komplett unter Wasser”, erzählt Thomas Zwirner. Tagelang habe gepumpt werden müssen. Die Folge war ein Schaden in der Höhe von rund 2 Millionen Euro:  Isolierungen gingen kaputt, elektrische Installationen und vieles mehr musste im Nachgang erneuert werden.

Wiener Netze Mitarbeiter bei Fernwärme-Rohr unter der Erde.
Die Überprüfung, Reparatur und der Ausbau von Fernwärme-Leitungen ist die Aufgabe von Wiener Netze-Mitarbeiter*innen.

Wir lernen aus jeder Katastrophe

“Wir lernen natürlich auch aus jeder Katastrophe“, versucht Thomas Zwirner gleich die neuen Erkenntnisse auf den Punkt zu bringen: Im September sei nicht der Pegelstand des Donaukanals oder des Wienflusses das Problem gewesen. Das Problem sei viel eher die Kombination aus beidem gewesen. „Da hat sich ein Rückstau – auch im Grundwasserbereich – ergeben, den es bis dato so noch nicht gegeben hat“, so der Experte.

Konkrete Maßnahmen für eine noch besseren Schutz der Fernwärmeleitungen sind also: Höhere Schacht-Umrahmungen entlang des Donaukanals und tagwasserdichte Schacht-Deckel, die verhindern, dass anfallendes Oberflächenwasser in das Bauwerk eindringt. Aber auch eine Belüftung sei wichtig, da sich sonst in den Bauwerken Kondenswasser bildet, das wiederum schlecht für die Einbauten ist. Damit auch in Zukunft jedes Wohnzimmer warm bleibt und die Kund*innen von den meisten Störungen nicht einmal etwas mitbekommen, arbeiten die Kolleg*innen der Wiener Netze laufend an Optimierungsmaßnahmen und sind im Störungsfall rund um die Uhr einsatzbereit.

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