Die geheimsten Häuser Wiens


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#Infrastruktur#Strom#Versorgungssicherheit#Wien#Zukunft#Zukunftsnetz
Umspannwerk Neubad, ©Sophie Kirchner
Umspannwerk Neubad, ©Sophie Kirchner
In der ganzen Stadt gibt es Gebäude, die aussehen wie stinknormale Häuser, aber eigentlich gar keine sind.

Sie liegen an strategisch bedeutsamen Punkten und sind wichtig für uns alle. Was passiert hinter ihren unscheinbaren Mauern?

In der Zedlitzgasse im ersten Bezirk zum Beispiel: Gleich bei der Stubenbastei steht ein Haus, das aussieht wie ein gigantischer Schuhkarton, auf dem, relativ unauffällig, in silberner Schrift „Wiener Netze“ steht. Was hinter diesen Mauern steckt, hat also wohl was mit Strom zu tun, aber sonst? Oder in der Neubadgasse, gleich bei der Oper, 800 Meter Luftlinie weiter: Auch hier steht so ein eigenartiges Gebäude mit Netze-Schriftzug. Das Haus sieht einem Wiener Wohnhaus noch deutlich ähnlicher, es wirkt dadurch noch unscheinbarer. Wer noch nicht bewusst danach Ausschau gehalten hat, hat es vermutlich auch noch nie gesehen. 44 weitere solcher Häuser gibt es in und um Wien. Sie sind in der ganzen Stadt verstreut und unterschiedlich groß.

Unscheinbar, aber wichtig für die Stadt: Diese Häuser in der Zedlitzgasse und Neubadgasse helfen, Wien mit Strom zu versorgen. so unscheinbar, dass sie uns meistens gar nicht erst auffallen. Dabei sind sie enorm wichtig für die Stadt, denn diese Gebäude werden als Umspannwerke genutzt. Aber: Was passiert da drinnen eigentlich genau?

Unscheinbar, aber wichtig für die Stadt: Die Häuser in der Neubad- (oben) und Zedlitzgasse helfen, Wien mit Strom zu versorgen. ©Sophie Kirchner

Autobahnabfahrt

Am allerbesten weiß das der Leiter der Umspannwerke, Gerald Schneider. „Das Stromnetz ähnelt dem Straßenverkehr“, sagt der Wiener-Netze-Experte. „Da gibt es Autobahnen, Schnellstraßen und Ortsstraßen, im Stromnetz kann man das mit der Hoch-, der Mittel- und der Niedrigspannung vergleichen.“ Und das Umspannwerk? „Das ist die Autobahnabfahrt.“ Heißt: Es braucht diese Gebäude, damit der Strom, den wir für unseren Alltag brauchen, so runtergeregelt wird, dass wir in unseren Wohnungen damit weiterarbeiten können. Aber wie funktioniert das?

Die sogenannte Zedlitzhalle ist ein heller, freundlicher Ort. Es surrt in einer Tour und ist ziemlich warm, was wohl daran liegt, dass hier wirklich sehr viel Energie durchgeschleust wird. Im Keller kommt der Starkstrom in vier dicken Kabeln, also von der „Autobahn“, herein. Dann fließt er in den zweiten Stock. Mitten in einer großen Halle steht eine riesige Schaltanlage, die den Strom auf mehrere Leitungen verteilt und ihn ins Erdgeschoß schickt. Dort stehen Transformatoren, die die Hoch- in Mittelspannung verwandeln. So geht es dann noch mal hinauf in den fünften Stock zur nächsten Schaltanlage und gleich wieder hinunter in den Keller, wo der Strom in den Leitungen, die unter den Gehsteigen vergraben sind, weiter verteilt wird.

Zitat
„Das Stromnetz ähnelt dem Straßenverkehr. Da gibt es Autobahnen, Schnellstraßen und Ortsstraßen, im Stromnetz kann man das mit der Hoch-, der Mittel- und der Niedrigspannung vergleichen.“
Gerald Schneider Leiter der Umspannwerke (Wiener Netze)

Mitten in einer großen Halle steht eine riesige Schaltanlage, die den Strom auf mehrere Leitungen verteilt und ihn ins Erdgeschoß schickt. Dort stehen Transformatoren, die die Hoch- in Mittelspannung verwandeln. So geht es dann noch mal hinauf in den fünften Stock zur nächsten Schaltanlage und gleich wieder hinunter in den Keller, wo der Strom in den Leitungen, die unter den Gehsteigen vergraben sind, weiter verteilt wird.

Der Strom aus dem Keller fließt in wenigen Kabeln in die Schaltanlage im zweiten Stock und in vielen Kabeln gleich weiter zu den Transformatoren im Erdgeschoß.
Der Strom aus dem Keller fließt in wenigen Kabeln in die Schaltanlage im zweiten Stock und in vielen Kabeln gleich weiter zu den Transformatoren im Erdgeschoß. ©Sophie Kirchner

Ortsgebiet

Der Strom kommt aber noch nicht direkt in die Steckdose, dafür ist seine Spannung noch immer zu hoch. Deshalb wird er in kleineren Transformatorstationen noch auf Niedrigspannung geschaltet. Er kommt also jetzt von der Schnellstraße ins Ortsgebiet. Dabei werden die Straßen immer mehr, erklärt Gerald Schneider: „Je niedriger die Spannung, umso mehr Leitungen braucht es.“ In der Zedlitzhalle gehen daher nur drei Leitungen rein, aber 40 wieder hinaus. Damit werden dann ungefähr 11.000 Haushalte und 7.000 Betriebe im ersten Bezirk beliefert. Mit einer Versorgungssicherheit von 99,99 Prozent.

Diese Sicherheit ist unter anderem so hoch, weil die Umspannwerke der Wiener Netze stets gewartet und überwacht werden. Zwar nicht vor Ort, die Häuser sind meist menschenleer, aber aus der Zentrale in Simmering. Und was passiert, wenn der Strom doch einmal ausfällt? Dann ist meist ein Bagger oder ein Baum daran schuld und in 90 Minuten gibt’s wieder Spannung! Die geheimnisvollen Häuser sorgen dafür.

 

Dieser Artikel ist erstmals am 06.07.2022 im Magazin Besser StadtLeben erschienen.

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