“What goes around comes around” ist nicht nur ein bekannter Songtext von Justin Timberlake, sondern auch eine passende Kurzbeschreibung für die Kreislaufwirtschaft. Wie der Name vermuten lässt, geht es darum, Ressourcen so oft wie möglich wiederzuverwenden oder zu regenerieren, anstatt sie wegzuwerfen. Materialien sollen also in einem geschlossenen Kreislauf bleiben. Das Ziel ist es Abfälle zu reduzieren und die Umweltbelastung gering zu halten.
Valerie-Sophie Schönberg ist ehrenamtliche Vorständin im Circular Economy Forum Austria und Herausgeberin des Fachmagazins für Kreislaufwirtschaft und Bioökonomie „Circular Insider Austria“. Die Expertin sieht Kreislaufwirtschaft als ein Werkzeug, das uns auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft unterstützt. „Bestenfalls ermöglicht dieses neue Modell des Wirtschaftens, dass wir alle ein gutes Leben führen können, indem genug Ressourcen zur Verfügung stehen und unsere grundlegenden Bedürfnisse erfüllt sind“, erklärt die Unternehmerin. „In einer endlichen Welt können wir nämlich nicht unendlich viel entnehmen und konsumieren.“
Die Kreislaufwirtschaft ist als Gegenentwurf zur aktuellen Wegwerfgesellschaft ein zentraler Bestandteil nachhaltiger Entwicklungsstrategien. Sie gewinnt für Konsument*innen und Unternehmen immer mehr an Bedeutung. Durch innovative Ansätze wie den Einsatz von 3D-Druck, der Eröffnung eines neuen Sammelzentrums für Wertstoffe und der Nutzung von Ökobeton, setzen die Wiener Netze schon jetzt bedeutende Schritte in diese Richtung.
Sammelzentrum für Wertstoffe
Von den 3.600 Tonnen gewerblicher Abfälle, die in einem Jahr zusammenkommen, werden 82 Prozent wiederverwertet. Wertstoffe wie Kupfer, Aluminium, Eisen oder Stahl werden sogar weiterverkauft. „Kaputte Arbeitskleidung wird in ein Pulver und dann in Papier umgewandelt“, nennt Kerstin Kugler, Leiterin der Abfallwirtschaft, ein weiteres Beispiel.
Die Mitarbeiter*innen der Wertstoffhalle stellen sicher, dass die Materialien, die auf den Baustellen und in den Werkstätten als Abfall gelten, möglichst in den Produktionskreislauf zurückgeführt werden. Jeder Abfall wird nach Art, Menge, Herkunft und Verbleib dokumentiert. Der Füllstand einer Mulde wird mit einer digitalen Sensorik gemessen. So wird sogar bei der Abholung CO2 eingespart, weil keine unnötigen Wege zurückgelegt werden.
3D-Druck
In der 3D-Werkstätte der Wiener Netze, in der auch Lehrlinge ausgebildet werden, fallen immer wieder Kunststoffreste an. Diese werden nicht weggeschmissen, sondern bekommen durch 3D-Druck eine neue Funktion. Es entstehen Ersatzteile, Gaszählergriffe, Absperrventile, Tresordeckel, Bauteile und mehr. „Die Lehrlinge sehen somit einen Kreislauf: die Wasserflasche, die sie noch am Morgen getrunken haben, könnte schon am Nachmittag mit Hilfe eines 3D-Druckers zu einem Bauteil verarbeitet werden“, sagt Thomas Dirr, Gruppenleiter der Werkstofftechnik.
Die Kunststoffe werden zunächst geschreddert und getrocknet. Die Flocken werden erhitzt und dann zu einem Filament verarbeitet, das auf Rollen gewickelt wird. Die Wiener Netze arbeiten vorrangig mit PLA (Polylactid), da es biologisch abbaubar und einfach zu drucken ist. Es ist aber auch möglich, mit dem geschredderten Kunststoff zu drucken, ohne ihn zu Filament zu verarbeiten. Das tolle am 3D-Druck: Es gibt praktisch keinen Materialverlust.
Was ist Filament?Filament ist ein Kunststoff, im Grunde eine spezielle Art von Draht, der als Druckmaterial für 3D-Drucker verwendet wird. Es sieht aus wie eine lange, dünne Schnur, die auf einer Spule aufgerollt ist. Das Filament wird dann erhitzt und geschmolzen. Dadurch ist es weich und formbar. Der 3D-Drucker nutzt es, um Schicht für Schicht das gewünschte Objekt aufzubauen.
Ökobeton
Auch im Bauwesen leisten die Wiener Netze durch den Einsatz von klimafittem Beton einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft. Zuletzt wurde bei einem Lagergebäude am Campus Wiener Netze für das Fundament ein neuartiger Ökobeton verwendet. „Der Ökobeton ist sogar noch eine Stufe über dem Recyclingbeton. Er besteht aus Wasser, Zuschlagstoffen aus natürlichen und recycelten Gesteinen sowie Zement aus reduzierten CO2-Treibern“, erklärt Tobias Stefan, Abteilungsleiter im Baumanagement. Der Umstieg auf klimabewusste Baumaterialien ist ihm schon seit über 10 Jahren ein Anliegen.
Beim Ökobeton wird statt des herkömmlichen Zements ein sogenannter CEM II C verwendet. In der Produktion dieses Zements wird, verglichen mit Standardzement, rund 13 Prozent CO2 bei gleichbleibender Qualität eingespart. In Zukunft wünscht sich Stefan, dass dieser Beton auch für andere Bauwerke im Hoch- und Infrastrukturbau genutzt wird. Dafür müsse man aber weiterhin Bewusstsein und Überzeugungsarbeit für nachhaltige Materialien in der Baubranche leisten.
Vorreiterrolle
Der Einsatz von 3D-Druckern, CO2-reduziertem Beton und die effiziente Nutzung der Wertstoffhalle zeigen, dass Umweltschutz und technologische Innovation einander nicht ausschließen. Es ist möglich, eine Zukunft zu gestalten, die auf Nachhaltigkeit basiert, modernste Technologie integriert und verantwortungsvoll mit Ressourcen umgeht. Ziel der Wiener Netze ist es, ihre Vorreiterrolle im Bereich Klimaschutz und Nachhaltigkeit weiterhin auszubauen.