Unter Spannung: Einsatz bei Sturm und Flut



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#Störung#Strom#Versorgungssicherheit
Servicemitarbeiter vor Fahrzeug
“So ein Ereignis ist ein Spezielles. Ich möchte mich bei unseren Kund*innen für ihr Verständnis und ihre Geduld bedanken”, sagt Störungslöser Martin Vu Van im Rückblick auf das Unwetter-Wochenende.
„Diese Tage jetzt waren schon eine andere Dimension“, sagt Martin Vu Van vom Stromstörungsteam der Wiener Netze. Er war am Unwetter-Wochenende im Einsatz.

Am Unwetter-Wochenende hatten auch die Wiener Netze-Mitarbeiter*innen alle Hände voll zu tun: Denn Wasser, Wind und Strom vertragen einander nicht. Weit mehr als 10.000 telefonische Störungsmeldungen sind von Freitag bis Sonntag eingegangen. 360 Stromstörungen in Wien und Umgebung aufgrund des Hochwassers und des Sturms wurden behoben. 16.000 Haushalte waren im gesamten Versorgungsgebiet der Wiener Netze betroffen, nur 10 Prozent davon in Wien. 25 Einsatzteams der Wiener Netze und in Summe 150 Mitarbeiter*innen haben das Wochenende durchgearbeitet, damit die Versorgung trotz der Umstände gesichert oder eben wieder hergestellt werden konnte. Einer von ihnen ist Martin Vu Van, Werkmeister im Störungsdienst, und Elektroenergietechniker. Er hatte Dienst an der Störungshotline – ist dann aber auch selbst ausgerückt.

Überfluteter Parkplatz bei Postzentrale
Die meisten Stromausfälle waren im Wiener Umland zu verzeichnen. Die häufigsten Gründe: Wasser und Bäume. © Wiener Netze

Wiener Netze: Das Unwetter-Ereignis am vergangenen Wochenende ist ja ein riesiger Stresstest für das gesamte Energieversorgungssystem. Welche Probleme sind aufgetreten?

Martin Vu Van: Ich war im Schichtdienst und hatte das Telefon in der Leitzentrale in meiner Verantwortung. Da rufen die Leute an, wenn es Probleme gibt – Privatpersonen, aber auch Kolleg*innen. Unser Stromstörungstelefon ist ja immer besetzt. Ich habe dann aber auch im Einsatzwagen ausgeholfen, weil ich einfach gebraucht wurde! Nur um die Dimension einzuordnen: Allein am Sonntag hatten wir 6.700 Anrufe. Was die Störungen angeht, hatten wir eigentlich bekannte Probleme: also das Wetter: der starke Regen unterspült Trafos oder Äste fallen in die Freileitung. Aber eben sehr viel mehr Fällt in kurzer Zeit. Vor allem das Problem mit den Bäumen. Das kann man nicht vorhersagen und auch nicht beeinflussen. Man kann Äste wegschneiden, aber ganze Bäume, die aufgrund des Sturms umfallen, da kann niemand etwas machen. Auch, dass Trafostationen so stark unter Wasser stehen, ist selten. Wir hatten Trafostationen , die ausgepumpt werden mussten, aber binnen Minuten wieder vollgelaufen sind. Es gab auch Elektrokästen die ausgebrannt sind, wegen Wassereinbruch.

Stromhaus bei Hochwasser
Wasser und Strom vertragen sich nicht. Trafostationen mussten erst ausgepumpt werden, bevor die Reparatur beginnen konnte. © Wiener Netze

Die Hauptgründe für die Stromausfälle waren also Wassereinbruch und Bäume?

Genau. Brände in Elektrokästen, Bäume in den Leitungen, alles Mögliche. Wasser und Sturm ist eine ganz schlimme Kombination für das Stromnetz. Wir hatten sehr viele Äste in den Leitungen und auch Anschlusskästen waren feucht, Trafostationen überflutet.

Baum gesichert nachdem er umgestürzt ist.
Stromleitungen mussten von Ästen - und manchmal von ganzen Bäumen - befreit werden. Wiener Netze

Ging es bei Ihren Einsätzen am Wochenende dann vorwiegend um unmittelbare Schadensbehebung oder auch darum, strukturellen Schaden zu verhindern?

Als erstes versuchen wir immer möglichst rasch alle Kund*innen wieder unter Spannung zu bringen. Da geht es wirklich darum sicher zu stellen, dass die Menschen – sobald es geht – wieder Strom haben. Trafostationen, die mit Wasser gefüllt sind, nimmt man da ganz vom Netz und versorgt die Kund*innen über andere Stationen.

Kellertür bei Hochwasser
Der starke Dauerregen verursachte einige Überschwemmungen in Kellern und Trafostationen. @ Wiener Netze

Gab es auch dauerhafte Schäden am Stromnetz zu verzeichnen? Ich kann mir vorstellen, dass da noch sehr viele Arbeiten zu tun sind, die nicht wirklich sichtbar sind – weil Strom gibt es ja.

Wir müssen jetzt einmal alle Leitungen kontrollieren und überprüfen. Alle Kund*innen sind versorgt, damit ist der größte Druck einmal weg. Und dauerhafte Schäden gibt es zum Glück nicht. Aber einige Aufräumarbeiten stehen natürlich noch an.

Bauarbeiter bei Hochwasser
Über 300 Störungen haben die Einsatzteams der Wiener Netze am Unwetter-Wochenende behoben. ©Andreas Pölzl/MeinBezirk

Wien ist im weltweiten Vergleich eine Stadt mit einem Rekordwert, was Versorgungsstunden und rasche Schadensbehebung angeht. Hat sich das auch jetzt gezeigt?

Das Unwetter-Wochenende war eine Ausnahmesituation. Das muss klar sein. So ein Ereignis ist etwas Spezielles. Ich will mich da auch bei den Kund*innen für die Geduld und das Verständnis bedanken. Das ist mir ein großes Anliegen. Wir geben ja immer unser Bestes, aber es geht eben auch nicht immer so rasch in einem solchen Fall. Im Durchschnitt schaffen wir es in 90 Minuten alle Haushalte wieder zu versorgen, bei einer Stromstörung. An diesem Katastrophen-Wochenende dauerte es im Durchschnitt 2,5 Stunden. Und bei einigen wenigen auch länger, weil wir erst Feuerwehreinsätze abwarten mussten, bevor wir überhaupt etwas tun konnten.

Ein Wochenende wie dieses kann man ja weder trainieren noch üben. Was ist denn Ihrer Ansicht nach gut gelaufen und was könnte besser gehen?

Ich finde die Zusammenarbeit und Koordination zwischen allen Kolleg*innen war extrem gut. Ich bin seit 2007 bei den Wiener Netzen, das war das erste Mal, dass ich so einen Sturm erlebt habe. Ich war schon oft bei Platzregen im Einsatz und dann gab es lokale Überschwemmungen. Aber diese Tage jetzt waren schon eine andere Dimension. Das haben wir sehr gut gemeistert. Es waren auch genug Teams im Einsatz. Und die Menschen haben auch gesehen, wie wir arbeiten. Sie haben uns Sackerl mit Obst und Getränken gebracht. Das war sehr schön.

Wie ist der Plan für das nächste Wochenende? Das Wetter soll ja schön werden.

Ausspannen. Das waren harte Tage für alle von uns.

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