Trafostationen begegnet man im Stadtbild jeden Tag. Meist allerdings unbewusst. Einmal ist es die mit Graffitis verzierte Tür unter der Brücke auf der Donauinsel, einmal ein gemauertes Häuschen im Prater hinter der Achterbahn “Wilde Maus”, einmal eine unscheinbare Blechtür an einer Hausfassade. Wer genau hinschaut, entdeckt auch das Wiener Netze-Logo, meist begleitet von einem Warnschild “Achtung Hochspannung” oder “Unbefugten Zutritt Verboten”. Aber was verbirgt sich hinter diesen verschiedenen Türen und Häuschen und wozu braucht es gleich 11.000 davon in Wien und Umgebung?
Wichtige Einbauten
“Hinter der bunten Fassade verstecken sich wichtige Einbauten, die für die sichere Versorgung unserer Kund*innen mit elektrischer Energie unerlässlich sind”, erklärt Patrick Rudolf von den Wiener Netzen. “Trafostationen sorgen dafür, dass der Strom in unserem Netzgebiet verteilt werden kann und mit der richtigen Spannung bis in die Wohnzimmer gelangt”, so Rudolf. Der langjährige Mitarbeiter hantiert mit seinem schweren Schlüsselbund an der Metalltür hantiert und erlaubt einen Blick hinter die Kulissen:
Die Tür öffnet sich mit einem Knarzen. Sofort nimmt man ein monotones Summen wahr. Patrick Rudolf schaltet das Licht ein. Zum Vorschein kommt ein kleiner Raum mit einer großen Schaltwand und einem abgeteilten Bereich. Dort steht der Transformator. In den heißen Monaten des Jahres ist es ganz schön warm im Inneren der Station.
Der Trafo: Ein Spannungsumwandler
“Der Transformator in der Trafostation wandelt die hohe Spannung, die für den Strom-Transport über lange Strecken hinweg notwendig ist, auf eine niedrigere Spannung um. Die Niederspannung ist ausreichend, um die letzten Meter bis zum Anschluss der Haushalte und Unternehmen zurückzulegen”, erklärt Patrick Rudolf. Er ist mit seinen Kolleg*innen dafür verantwortlich, dass die Trafostationen in Wien und Umgebung immer gut gewartet sind. Dazu werden sie regelmäßig überprüft. Entweder direkt vor Ort – oder auch, wenn sie schon die entsprechenden Sensoren eingebaut haben, von der Ferne.
Neben der Spannungsumwandlung und der Verteilung des Stroms im Netz, haben die Trafostationen auch eine Schutzfunktion. “Es gibt hier in den Trafostationen eingebaute Schutzschalter, die im Fehlerfall auslösen und die dahinter liegenden Einbauten und Kabel schützen”, erläutert der Techniker.
In einer modernen Stadt wie Wien spielt Elektrizität eine unverzichtbare Rolle. Der Kühlschrank läuft, das Handy lädt und auch die Lampe leuchtet nur mit elektrischer Energie. Damit diese fließt und sicher und verlässlich in jedem Haushalt ankommt, braucht es über 20.000 Kilometer Kabel und Leitungen, 47 Umspannwerke und tausende Trafostationen. Tendenz steigend: Bis 2040 verlegen die Wiener Netze zusätzlich 4.300 km Stromleitungen, bauen 13 Umspannwerke und errichten 4.500 zusätzliche Trafostationen.
Intelligente Trafostationen ermöglichen die Energiewende
Der Ausbau erneuerbarer Energien, wie Wind- und Sonnenenergie, aber auch der steigende Stromverbrauch, fordern ein flexibleres und intelligenteres Stromnetz. Wie Patrick Rudolf erklärt hat, sind manche Trafostationen bereits smart: Sie können direkt von der Zentrale der Wiener Netze in Simmering aus überprüft werden und geben Auskunft über ihre Auslastung, den Stromfluss und etwaige Störungen. Im Fall der Fälle können auch Stromausfälle noch kürzer gehalten werden, wenn die eine oder andere Trafostation von der Ferne aus bedient werden kann.
Unter der Brücke, hinter der Metalltür oder im Graffiti-Häuschen steckt also oft mehr, als man weiß.